Was kannst Du überhaupt noch glauben? Ich zeige Dir heute die 10 weit verbreiteten Beikost-Mythen und was wirklich dahinter steckt. So kannst Du in Zukunft gut unterscheiden, was von den Behauptungen Sinn macht und was nicht. Denn eins ist doch klar: Wir wollen alle nur das Beste für unser Baby. Und um das zu erreichen braucht es Wissen, damit wir die Beikost-Mythen von der Wahrheit unterscheiden können
Was sind Beikost-Mythen – und warum halten sie sich so hartnäckig?
Zwischen alten Ratgebern und Omas gut gemeinten Tipps
Oft sind diese Beikost-Mythen Tipps aus der Zeit von unseren Großeltern, die einfach immer weitergegeben werden. Damals mag das vielleicht der aktuelle Stand der Wissenschaft gewesen sein, aber heute sind wir weiter. Und deshalb dürfen wir auch die gut gemeinten Tipps gerade rücken. Ohne demjenigen Fehler zu unterstellen, denn derjenige hat damals auch nach bestem Wissen und Gewissen gehandelt.
Teilweise ist es auch einfach Unwissen über die vegane Ernährung. Menschen, die (noch) nicht vegan leben, haben sich mit dem Thema oft nicht so intensiv auseinandergesetzt wie Du. Daher fehlen Informationen und das kann Angst verursachen. Mit dieser Angst im Rücken verbreiten sie unwissend weiter die veganen Beikost-Mythen. Bei solchen Menschen hilft ganz oft Aufklärung. Geht auf sie zu und erklärt, warum ihre Annahmen falsch sind und dass Du all das Wissen hast, was Du für eine ausgewogene und sichere vegane Beikost brauchst. (Und wenn Du noch nicht an dem Punkt bist, schau mal hier: 4 Wochen Beikostbegleitung)
Warum vegane Familien besonders betroffen sind
Wie eben schon geschrieben, ist es oft Unwissen, was dazu führt, dass besonders vegane Familien unter diesen Beikost-Mythen leiden müssen. Bei vielen Menschen fehlen die aktuellen Informationen zu einer ausgewogenen Kinderernährung und dann noch das Wissen um die vegane Ernährung. Zweimal Unwissen = ganz viel Unsicherheit die meist überspielt wird.
Wir sollten immer unterscheiden zwischen Menschen, die wirklich an uns und unseren Kindern Interesse haben und Angst um die Versorgung haben. Und die Menschen, die einfach nur eine sinnlose Anti-Vegan Diskussion hervorrufen wollen. Ersteren können wir mit Wissen und Aufklärung entgegentreten, zweiteren gehen wir am Besten einfach aus dem Weg. Wenn Du gut informiert bist, mit Fakten, Wissen und Vertrauen in Dein Kind, dann bist Du bestens gerüstet. Für euren Beikostweg und für Gespräche mit Menschen die sich Sorgen machen.
Die 10 häufigsten Beikost-Mythen im Check
Babys brauchen Fleisch, um genug Eisen zu bekommen“
„Bis zu jedes fünfte Baby entwickelt nach der Beikosteinführung einen Eisenmangel – unabhängig von der Ernährungsform.“
Babys brauchen Eisen, kein Fleisch. Eisenmangel ist generell in der Beikostzeit ein Thema. Nicht nur bei den veganen Familien. Das DGKJ spricht von 10-15%, die KiGGS Studie des RKI kam sogar auf 8-20% der Kinder unter 3, die an einem Eisenmangel leiden. Stillkinder sind öfter betroffen, aber auch die Flaschenkinder können an einem Eisenmangel leiden. Wie Du die Eisenversorgung in der veganen Beikost sicherstellen kannst, habe ich Dir in meinem Blogbeitrag Eisen in der Beikost zusammengestellt.
„Ohne Milchprodukte fehlt es an Calcium“
Starke Knochen brauchen gutes Calcium – aber keine Kuhmilch.
Milch alleine bringt es nicht. Es wurde festgestellt, dass z. B. durch den hohen Proteingehalt oder Säure in Milch ein Großteil des Calciums über die Nieren wieder ausgeschieden wird. (Potential renal acid load of foods and its influence on urine pH – PubMed) . Da kann man durch pflanzliche Calciumquellen schon viel mehr erreichen. Neben grünem Blattgemüse, Sesam, Mandeln, Tofu können auch angereicherte Pflanzendrinks und Mineralwasser zur Versorgung beitragen. Pflanzliche Calciumquellen wie Sesam oder Grünkohl sind oft sehr gut bioverfügbar und kommen ohne die Nachteile von Kuhmilch aus. Mehr zur Calciumversorgung in der Beikost findest Du in meinem Blogbeitrag: Calciumbedarf in der Beikost decken
„Erst Brei, dann feste Nahrung – anders ist es gefährlich“
Auch an Brei können sich kleine Babys verschlucken. Wichtig bei der festen Nahrung die es in der babygeleiteten Beikost gibt, ist, dass man die Lebensmittel in der passenden Darreichungsform anbietet. Und vor allem, dass das Baby schon beikostreif ist. Denn ist das nicht gegeben, ist es egal wie die Beikost gegeben wird, sie ist noch nicht für das Baby geeignet. Einen schönen Beitrag zum Unterschied zwischen BLW und Brei findest Du hier: BLW oder Brei?
„Vom Familientisch darf ein Baby nichts essen“
Es ist ein schönes Familienritual, wenn alle zusammen am Tisch sitzen und sich austauschen. Auch unsere Babys dürfen das schon kennenlernen und teilnehmen. Wenn wir die Mahlzeiten etwas an die Fähigkeiten des Babys anpassen, können auch schon die Beikoststarter mit am Tisch sitzen und die Familienmahlzeit bekommen. Und wenn mal wirklich etwas nicht Baby- oder Kleinkindgeeignet ist? (Wobei mir spontan kein Essen einfällt) Dann gibt es was anderes und es sitzen trotzdem alle gemeinsam am Tisch.
„Ohne Fleisch fehlt Vitamin B12“
Ja, wir erhalten über die rein pflanzliche Ernährung nicht genügend Vitamin B12. Das ist Richtig und das müssen auch alle Eltern wissen, die ihre Kinder vegan oder vegetarisch ernähren wollen. Aber eine Supplementierung ist nichts schlechtes. Jedes Baby erhält Vitamin D, weil es über die Eigensynthese noch nicht genug aufnehmen kann. Da kümmert es auch keinen, ob das jetzt als Supplement zugefügt wird. Vitamin B12 ist wichtig und muss bei allen Veganern supplementiert werden. Wie das speziell in der Beikost aussehen kann, erfährst Du auch noch mal hier: Vitamin B12 in der Beikost
„Vegan führt zu Mangelerscheinungen“
Diesen Satz musstest Du Dir bestimmt schon anhören. Egal ob für Dich selbst oder jetzt bezüglich Beikoststart. Aber jede Ernährungsform kann eine Mangelernährung werden, wenn sie schlecht geplant ist. Gerade in der Beikost sollten Eltern sich über die Ernährung und die Nährstoffversorgung informieren. Denn so kann eine ausgewogene Babyernährung gesichert werden. Oder sind Nutellabrot und Pommes mit Nuggets eine ausgewogenen Ernährung, nur weil es nicht vegan ist? Nein. Und auch in vegan ist diese Ernährung nicht ausgewogen und sollte nicht zum Alltag werden. Ja, jedes dieser Essen kann zu einer ausgewogenen Ernährung dazu gehören, aber nicht regelmäßig. Wenn man sich an die Grundsätze Getreide, Gemüse und Proteinquelle pro Mahlzeit hält und dann noch versucht 3-4 Farben einzubauen, spricht einem veganen Nutellabrot zwischendurch nichts mehr dagegen.
„Babys müssen mit 6 Monaten essen – sonst fehlen Nährstoffe“
Ja, die Empfehlung lautet 6 Monate voll stillen und im Anschluss, sobald die Reifezeichen vorhanden sind mit geeigneter Beikost anfangen. Aber das sieht man ja schon, dass es nicht zwingend mit 6 Monaten sein muss, denn nicht alle Kinder zeigen dann schon alle Beikostreifezeichen. Für die Eisenversorgung sollte man aber darauf achten, dass sobald das Baby bereit ist, auch die Möglichkeit hat eine eisenreiche (und natürlich auch sonst nährstoffreiche) Beikost zu erhalten. Aber es wird immer wieder Phasen geben, in denen das Baby weniger isst: Krankheit, Zahnen, Entwicklungsschritt, stressiger Tag, schlechte Nacht…. Einen Überblick über die Mengen gebe ich in meinem Blogbeitrag: Wie viel Beikost sollte mein gestilltes Baby essen?
„Hülsenfrüchte sind nichts für Babys“
Hülsenfrüchte sind der heilige Gral der veganen Ernährung.
Hülsenfrüchte sind toll. Sie schmecken lecker und sie liefern viele wichtige Nährstoffe. Daher sollten sie in jeder Ernährung ein Bestandteil sein, auch in der Babyernährung. Wenn die Hülsenfrüchte richtig zubereitet werden, sind sie auch für die Verdauung kein Problem, vor allem, wenn es sie regelmäßig gibt. Jedes Böhnchen gibt ein Tönchen! Ja manchmal ist das so, aber so schlimm ist es für das Baby auch nicht.
Wenn trockene Hülsenfrüchte verwendet werden, ist es wichtig die Einweichzeiten und Garzeiten einzuhalten. Es ist aber im Alltag genauso in Ordnung Hülsenfrüchte aus der Dose zu verwenden. Hierbei einfach darauf achten, dass weder Zucker noch Salz zugesetzt wurde.
„Das Baby muss einem genauen Beikostplan folgen“
Starre Pläne passen auf die wenigsten Menschen. Auch nicht auf Babys. Das Baby muss seiner individuellen Entwicklung folgen. Und seinem Geschmack. Daher ist auch die Beikost individuell. Wir bieten an was es in der Familie zu essen gibt. Denn die Auswahl wird durch Herkunft, Vorlieben und Tradition meist vorgegeben. Und diese Mahlzeiten wird das Kind auch nach der Beikost bekommen, daher können wir auch schon direkt damit starten. Angepasst natürlich, aber es spricht nichts gegen eine ausgewogenen Familienkost.
„Vegan ist egoistisch – das Baby kann sich ja nicht wehren“
Diesen Satz muss ich vor allem oft in Social Media hören. Wir zwingen unsere Kinder ja unsere Ideologie auf. Aber alle Eltern geben ihren Kindern ihre Werte mit. Mitgefühl, Achtsamkeit, Respekt gegenüber allen Lebewesen und Verantwortung für unseren Planeten sind die Werte, die wir unseren Kindern vermitteln. Und dazu gehört eine vegane Lebensweise. Und das auch schon im Babyalter. Durch eine gut informierte und gut geplante vegane Ernährung ist auch schon in der Beikost sichergestellt, dass das Baby alle Nähstoffe erhält, die es für die Entwicklung benötigt. Und ja, ggf. durch Supplemente.
Fazit – Mehr Vertrauen, weniger Verunsicherung
Ich hoffe ich konnte Dir mit diesen Beikost-Mythen und den Aufklärungen dazu etwas helfen, dem nächsten Gespräch gestärkt entgegen zu stehen. Wir wollen alle nur das Beste für unsere Kinder, aber trotzdem sind es die wissenschaftlichen Fakten auf denen wir unsere Argumente aufbauen sollten und nicht einfach nur Meinung. Du darfst Deinen eigenen Weg gehen – liebevoll, informiert und voller Vertrauen in Dich und Dein Kind. Du bist auf einem guten Weg in eine vegane Beikostszeit.
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