Wie du stillst deine Kinder? Ich dachte, ihr lebt vegan. Ist stillen vegan?

So häufig hört man diese oder ähnliche Sätze, wenn man mit anderen Menschen in Kontakt ist. Gerade, wenn es sich um Themen handelt, die den Gesprächspartner nicht direkt betreffen. Stillen und Veganismus sind zwei dieser Themen, wo man immer wieder auf ganz viel Unwissenheit stößt.

Veganerin sitzt auf der Wiese uns stillt ihr veganes Baby

Aber wie ist es denn nun? Ist stillen vegan?

„Veganismus ist eine Philosophie und Lebensweise, die versucht, – soweit möglich und praktikabel – alle Formen der Ausbeutung und Grausamkeit von Tieren für Nahrung, Kleidung oder andere Zwecke auszuschließen; und im weiteren Sinne die Entwicklung und Förderung von Verwendung tierversuchsfreier Alternativen zum Wohle von Tier, Mensch und Umwelt. In diätetischer Hinsicht bezeichnet es den Verzicht auf alle Produkte, die ganz oder teilweise von Tieren stammen .

Quelle: Vegan Society Definition Veganismus

Da es sich beim Stillen um ein freiwilliges Geben handelt und dabei keine Tiere ausgebeutet werden, ist es laut Definition vegan. Selbst wenn man die Definition für sich selbst ausweitet und nichts von einer artfremden Spezies zu sich nehmen möchte, ist stillen weiterhin vegan. Selbst die Spende von Muttermilch, das Stillen bei einer Amme oder das Stillen von in Not geratenen Babys ist vegan.

Warum stillen?

Stillen ist die natürlichste Ernährung für das Baby. Die Muttermilch ist optimal auf die Bedürfnisse des Säuglings angepasst und enthält eine Menge Inhaltsstoffe, die es so nirgends woanders gibt. Das Kolostrum, die erste Muttermilch nach der Geburt, enthält z. B. soviele Immunglobuline wie keine andere Körperflüssigkeit und schützt damit das Baby vor Erkrankungen. Die Eiweißmenge und die Kohlenhydrate sind genau auf den Säugling angepasst.

Gibt es eine offizielle Empfehlung zum Stillen?

Ja, die WHO (Weltgesundheitsorganisation) empfiehlt das ausschließliche Stillen für 6 Monate und im Anschluss, unter geeigneter Beikost, bis zum 2. Lebensjahr und darüber hinaus.

WHO and UNICEF recommend:

  • early initiation of breastfeeding within 1 hour of birth;
  • exclusive breastfeeding for the first 6 months of life; and
  • introduction of nutritionally-adequate and safe complementary (solid) foods at 6 months together with continued breastfeeding up to 2 years of age or beyond.
Quelle: WHO.int

Und wenn man nicht stillen will oder kann?

Dann gibt es nur die Möglichkeit, dem Baby eine industriell hergestellte Säuglingsanfangsnahrung zu geben. Auf gar keinen Fall sollte Milch für das Baby selbst zusammengemischt werden. Egal ob vegan oder nicht. Pflanzendrinks, auch wenn man sie mit weiteren Inhaltsstoffen aufwertet, sind KEIN MUTTERMILCHERSATZ! Ich weiß, dass es immer wieder entsprechende Rezepte im Netz gibt, und gerade auch aus anthroposophischer Sicht dazu geraten wird, aber diese sogenannte Ersatznahrung kann lebensgefährlich für den Säugling sein oder zu lebenslangen Schäden und Problemen führen.

Ob man in diesem Fall dann auf eine kuhmilchbasierte Säuglingsanfangsnahrung zurückgreifen möchte oder ob man sich für die einzige vegane Möglichkeit auf dem deutschen Markt entscheidet, muss man für sich selbst gut abwägen. Wichtig ist aber, dass man sich vorab gut in alle Richtungen informiert und sich bei Bedarf Hilfe holt. Es muss nicht immer bei Problemen abgestillt werden, wenn man das nicht möchte und Formularnahrung ist nicht gleich Formularnahrung.

Wo bekomme ich Hilfe?

Als Stillberaterin der AFS e.V. biete ich euch kostenlose Beratungen zu allen Stillthemen an. Ab Herbst wird mein Angebot noch erweitert und ich stehe euch dann auch als zertifizierte Flaschen- und Formulaberaterin für Säuglinge und Kleinkinder zur Seite. In beiden Bereichen sind mir die Anliegen von Veganerinnen besonders wichtig. Daher behalte ich bei meinen Beratungen auch stets die vegan typischen Themen wie kritische Nährstoffe im Auge.