Nach 3 Jahren gab es dieses Jahr endlich wieder einen AFS Stillkongress in Präsenz. Der Bundesvorstand der Arbeitsgemeinschaft freier Stillgruppen e.V. hat zwar in den vergangenen Jahren Onlinekongresse auf die Beine gestellt, aber so ein Kongress in “echt” mit Gesprächen und persönlichem Austausch ist doch was anderes. Ich habe gerade mal überlegt, bei wie vielen Kongressen ich schon dabei war, aber ich bekomme es nicht mehr zusammen. An die 10 waren es aber bestimmt schon.

Vorm AFS Stillkongress – die Organisation

Wie jedes Mal habe ich sehr lange bei der Auswahl meiner Kurse benötigt. Es gibt einfach immer soviel sehenswertes und natürlich sind die Kurse, die mir gefallen, meist zeitgleich. Aber ich habe mich dann doch für 3 Fortbildungskurse entschieden – Generationskonflikt in der Stillberatung, Balance finden für einen guten Stillbeginn und Emotionsmanagement – der Umgang mit der elterlichen Wut. Außerdem habe ich mich für die Mitgliederversammlung am Freitagabend angemeldet.

Programm vom AFS Stillkongress

 

Die steigenden Lebenshaltungskosten führen auch dazu, dass man sich mehr Gedanken macht, ob man an so einer Veranstaltung teilnehmen kann. Der AFS Stillkongress selbst ist für AFS-Mitglieder relativ günstig, allerdings ist die Übernachtung in der Jugendherberge merklich teurer geworden. Man muss dazu sagen, die Jugendherberge Köln-Riehl, wo der Stillkongress stattfindet, ist auch eine sehr moderne und gut ausgestattete Herberge. Es gibt Familienzimmer mit Doppelbett, Hochbett, eigenen Bad und Fernseher. Die Verpflegung ist auch sehr gut und lecker und es gibt neben Gerichten mit Fleisch auch vollwertige vegetarische und vegane Varianten. Nur beim Frühstück könnte die vegane Auswahl noch etwas größer werden.

Da ich noch nicht ohne Thorvi fahren wollte, da sie zum Einschlafen noch die Stillmahlzeiten benötigt, war klar, dass auch Frank als Betreuungsperson mitkommt. Matteo möchte auch noch nicht getrennt von uns sein und so haben wir entschieden zu viert nach Köln zu fahren. Yannik war über dieses Wochenende eh bei einer Freundin in Berlin und die anderen 3 sind bei meiner Schwester geblieben.

Kurz vorm Kongress gab es noch eine Programmänderung wegen Krankheit der Referentin. So wurde mein Kurs Emotionsmanagement abgesagt und ich habe mich umbuchen lassen in den Kurs “Das zu kurze Zungenband und sein Einfluss vom Atmen übers Saugen zum Sprechen”. Das war einer der Kurse, die mich eh interessiert hatten und auch in den Beratungen immer wieder Thema sind.

Freitag – die Mitgliederversammlung

Wir sind Freitag schon gegen Mittag angereist, um dem Berufsverkehr rund um Köln zu entgehen. Die ein oder andere Baustelle gab es natürlich trotzdem, ich glaube A3 ist nur mit Baustellen überhaupt befahrbar. Nachdem wir ausgepackt, unser Zimmer eingeräumt haben und ich mich angemeldet habe, sind wir erstmal an den Rhein und auf einen nahegelegenen Spielplatz. Auffällig war, dass man noch wenig AFS Frauen und herumspringende Kinder in der Jugendherberge gesehen hat. Das sah sonst freitagnachmittags schon anders aus. Dafür war die Kongresstasche ziemlich gut befüllt. Flyer, infomaterial, Proben und Geschenke gab es wieder für alle Teilnehmer:innen. Bei der Mitgliederversammlung um 18 Uhr wurde dann auch klar warum es noch so ruhig war, es waren nur um die 25 Frauen anwesend. Ok, nicht alle kommen auf die Mitgliederversammlung, weil sie die Kinder ins Bett bringen oder gerade beim Abendessen sind. Allerdings habe ich auch schon Mitgliederversammlungen erlebt, wo der ganze Raum voll war und die Leute sogar am Rand stehen mussten.

Inhalt der AFS Stillkongress Tasche

Inhalt AFS Stillkongress Tasche

 

Thorvi und Matteo am Rhein

Thorvi und Matteo am Rhein

Aufruf an alle

Wenn ihr in einem Verein Mitglied seid, dann nehmt eure Chance war und geht zu den Mitgliederversammlungen. Dort könnt ihr eure Themen einbringen und könnt euch bei Diskussionen und Entscheidungen beteiligen. Und natürlich könnt ihr auch aktiv im Verein mitarbeiten und euch bei Wahlen aufstellen lassen. Der Verein lebt von seinen Mitgliedern und diese sollten ihn mitgestalten.

Samstag – Kurstag

Mit zwei Kursen am Samstag ist man immer ziemlich am Limit mit der Aufnahmefähigkeit. Aber es gibt einfach immer so viele tolle Fortbildungen, dass man kaum eine verpassen will.

Generationskonflikt in der Stillberatung

Bei der Fortbildung zum Thema Generationskonflikt hat die Referentin Anna Hofer versucht, unseren Blickwinkel zu erweitern. Es ging um die Beziehung von Eltern zu Großeltern bzw. von Eltern zu Schwiegereltern. Wir haben mit Blick auf die andere Generation geschaut, warum bestimmte Aussagen getätigt werden und wie man damit umgehen kann. Die Aussage “Glaubst du dein Kind wird noch satt (vom Stillen), wenn es so oft an die Brust will?” hat nicht unbedingt was mit bevormunden zu tun. Oft hat die ältere Generation, durch die damals geltenden gesellschaftlichen Normen, nicht oder nur kurz gestillt, daher kennen sie es nicht. Oder sie hatten Vorgaben wie feste Stillzeiten. Sie greifen, wie wir auch, nur auf ihr eigenes Wissen und ihre eigenen Erfahrungen zurück. Sie haben meist seit vielen Jahren nichts mehr mit Babys zu tun und kennen die aktuellen Erkenntnisse nicht. Besonders wichtig fand ich den Satz: Jedes Mal, wenn ein Baby geboren wird, werden auch Großeltern geboren.

Abschlussbild der Fortbildung Generationskonflikt in der Stillbeziehung

Balance finden für einen guten Stillbeginn

Bei dieser Fortbildung war ich sehr neugierig, war ich sehr neugierig, wie uns dieses Wissen in den Beratungen helfen kann. Die Referentin Brigitte Benkert, hat uns erklärt, wie wichtig schon die Eindrücke in der Schwangerschaft sind und wie viel das Baby davon mitbekommt. Dass Musik beruhigend auf den Embryo wirken kann, hat man schon oft gehört, aber wie es mit Emotionen und Wohlbefinden aussieht ist nicht immer ganz so klar. In einem Selbstversuch, hat sich eine Kursteilnehmerin in ein Bettlaken gehüllt und wurde so zum Embryo, der dann den Aktionen (singen, streiten, streicheln, rütteln, kitzeln) von außen ausgesetzt war. Dadurch, dass sie nicht sehen konnte und nicht wusste, wer jetzt was tun wird, waren die Empfindungen noch viel größer und intensiver. Auch im weiteren Verlauf der Fortbildung hat die Referentin den Austausch der Teilnehmerinnen zugelassen und so gab es rege Diskussionen welche Untersuchungen in der Schwangerschaft notwendig sind und welche auch getrost ausgelassen werden können.

Markt der Möglichkeiten

Auch dieses Jahr gab es auf dem AFS Stillkongress wieder den bekannten Markt der Möglichkeiten. Dort präsentieren sich verschiedene Firmen mit ihren Produkten zum Thema Stillen, Geburt und Elternschaft. Es ist immer wieder toll zu sehen was es alles gibt und natürlich auch um den ein oder anderen Messerabatt beim Einkauf zu nutzen. Zum Glück für unseren Geldbeutel sind wir aus der gröbsten Tragezeit raus bzw. haben so einiges an Tragetüchern und Tragehilfen bereits zu Hause, sonst hätte ich auch da wieder was gefunden.

35 Jahre AFS e.V.

Abends gab es dann noch etwas zu feiern. Vor 35 Jahren fand die Vereinsgründung der AFS statt und das musste natürlich standesgemäß gefeiert werden. Es gab (alkoholfreien) Sekt und Torte. Leider war nicht bekannt, ob die Torte vegan war, da der Ansprechpartner nicht mehr im Haus war und so habe ich mich lieber zurückgehalten. Ich hatte Thorvi mit genommen auf die Feier und sie war sehr begeistert von der Dekoration – viele, viele Luftballons. Natürlich gab es auch einen zum Spielen für sie. Nach einigen schönen Gesprächen mit den anderen Frauen, habe ich mich zurück gezogen. Es war im Cafe doch sehr laut und die vielen unterschiedlichen Gespräche um mich rum, wurden mir dann nach dem langen Tag zu viel.

Sonntag – letzter Tag

Das praktische, wenn man mit Partner anreist ist, man kann entspannt in den Fortbildungskurs gehen und der andere packt und checkt aus. So konnten wir gemütlich frühstücken und mussten uns nicht stressen. Gerade für Matteo sind sonst solche Tage immer sehr stressig.

Das zu kurze Zungenband und sein Einfluss vom Atmen übers Saugen zum Sprechen

Vor einigen Jahren hatte ich auf dem AFS Stillkongress schon einmal eine Fortbildung zum Thema zu kurzes Zungenband absolviert. Daher hatte ich mich für den Sonntagvormittag auch für einen anderen Kurs entschieden. Nichtsdestotrotz, ist dies ein interessantes Thema und ich war froh, dort einen Ersatzplatz gefunden zu haben. Die Referentin Michaela Dreißig ist in Fachkreisen eine bekannte Spezialistin zum Thema Zungenband und zusätzlich Stillberaterin und Logopädin. So kann sie einen umfassenden Einblick in die Problematik geben. Es war sehr interessant, die genauen Zusammenhänge von Zunge zum Atmen, Essen und Sprechen zu sehen. Nicht alles war mir so bekannt. Auch die Zusammenhänge von Zahnspangen und Zungenlage war für mich persönlich sehr interessant. So hat unsere Tochter ja eine Zahnspange. Aber auch für mich selbst waren viele Informationen dabei, wofür eine fehlerhafte Zungenruhelage (nicht nur durch ein zu kurzes Zungenband) verantwortlich sein kann.

Die Fortbildung wurde als Hybridveranstaltung angeboten. Dies bedeutet, dass auch Menschen online am AFS Stillkongress und an dieser Fortbildung teilnehmen konnten. Die Organisation wurde von seitens des AFS Orgateam sehr gut umgesetzt, sodass es keine Einschränkungen in der Präsenzveranstaltung gab. Einzig das Warten auf das Mikro (Handy) bei einer Frage war ungewohnt, aber hat auch zu etwas Struktur geführt, da die Fragen nicht durcheinander reingerufen wurden. Hierfür vielen Dank an den AFS Bundesvorstand und das Orgateam für die gute Umsetzung des AFS Stillkongresses nach 3 Jahren Präsenzpause.

Abreise und Rückfahrt – Probleme bahnen sich an

Nach der Fortbildung haben wir noch zu Mittag gegessen, damit wir die Heimfahrt ohne große Pause durchfahren konnten. Noch ein paar Verabschiedungen von lieben Frauen und dann ab ins Auto. Auf der Autobahn habe ich allerdings schon bemerkt, dass das Auto nicht so fährt wie gewohnt. Weniger Zug und komische Geräusche. Wir sind dann, hauptsächlich auf der rechten Spur, ohne Stopp nach Hause gefahren. Mittlerweile war das Auto in der Werkstatt und konnte repariert werden. Es war zum Glück nur eine Kleinigkeit.

Ich freue mich auf den nächsten Kongress mit vielen Gesprächen, tollen Frauen und interessanten Fortbildungen. Auch wenn ich für meine Zertifikatsverlängerung erst wieder in zwei Jahren eine Fortbildung bräuchte, nehme ich die Möglichkeit gerne öfter in Anspruch. Ist es doch immer wichtig auf dem neusten Stand zu sein, um in den Beratungen den Frauen gut helfen zu können.