Oft hört und liest man, dass füttern und BLW oder babygeleitete Beikost nicht zusammenpassen. Da werden Stimmen laut von wegen “Du darfst auf gar keinen Fall füttern!” oder “Dein Baby muss alles alleine machen” oder “Füttern ist gefährlich und führt unweigerlich zu Essensstörungen”. Ihr könnt euch schon denken, dass ich diese Sätze nicht unterschreibe. Sie sind viel zu pauschal und nicht zielführend. Achtsames Füttern ist bei jeder Beikostart möglich.

 

Verzicht oder nicht?

Es gibt verschiedene Mahlzeiten, die besser mit einem Löffel gegessen werden. Dazu gehören Brei (Kartoffelbrei, Frühstücksbrei wie Porridge oder Grießbrei), Suppen, Smoothie-Bowl, Joghurt oder Pudding. Gerade zu Beginn der Beikosteinführung sind die Fertigkeiten der Babys noch nicht so gut, dass sie sicher mit dem Löffel essen können. Jetzt könnte man einfach sagen, man wartet mit diesen Speisen, bis das Kind alt genug ist und sicher mit dem Löffel essen kann. Aber das entspricht nicht der Idee, dass es ein Familienessen für alle gibt. Es würde die Auswahl sehr einschränken und eine vollwertige vegane Ernährung ist schwieriger.

Beikost ist Begreifen Baby isst Babyled Weaning

Ich liebe dieses Bild. Zeigt es doch so deutlich, wie babygeleitete Beikost aussehen kann. Unsere Tochter hatte zuerst mit dem Löffel ihren Joghurt gegessen und als es zu langsam ging, hat sie die Hand dazu genommen. In dieser Situation hat sie sich selber helfen können und wir durften hinterher nur sauber machen.

Ich schaffe es alleine nicht

Verschiedene Situationen können dazu führen, dass die Kinder es alleine nicht schaffen. Die Gründe sind unterschiedlich, genau wie jede einzelne Familie. Aber wenn das Kind Hilfe braucht, sollten wir sie ihm nicht verwehren. Wenn die Kinder älter sind, kann es auch sein, dass sie euch aktiv um Hilfe bitten. Meine 18 Monate alte Tochter reicht mir oft das Besteck, wenn sie Hilfe braucht.

Ich habe hier mal 4 typische Situationen aufgelistet, in denen es Kindern nicht mehr ermöglichen, mit dem Löffel zu essen:

  • Müdigkeit – Die Kinder haben Hunger, sind aber auch müde. Die Kraft reicht nicht mehr um selbstständig, schnell genug das Essen aufzunehmen
  • Bewegung/Spiel – Die Kinder haben Hunger, wollen sich aber gerade bewegen. Bewegung macht es schwieriger, breiige bzw. flüssige Konsistenzen mit dem Löffel zu essen
  • Umgebung – Manchmal ist man in einer Umgebung, in der man nicht möchte, dass das Kind beim Essen eine Sauerei macht.
  • Fähigkeit – Die Kinder wollen, können es motorisch aber noch nicht.

Lösungsideen

Die Punkte können auch später immer wieder auftreten. Je nach Alter gibt es verschiedene Strategien, wie wir den Kindern helfen können. Hier einige Ideen, wie wir achtsam füttern können:

  • Löffel füllen – Wir füllen den Löffel und legen ihn neben den Teller
    Das Kind kann selbstständig den Löffel nehmen und entscheiden, wann es isst. Wir helfen nur das Essen auf den Löffel zu bekommen. Besser geeignet bei breiigen Konsistenzen, damit es nicht direkt vom Löffel fließt
  • Konsistenzen trennen – Wir trennen feste von flüssigen Konsistenzen
    Gut geeignet bei Suppen. Die festen Bestandteile (z. B. Gemüsestücke) werden auf den Teller gelegt und die Brühe kommt in ein Glas. Das funktioniert natürlich auch mit Cremesuppe im Glas, da wird der Löffel komplett ausgetauscht.
  • Löffel füllen und anreichen – Wir füllen den Löffel und halten ihn hin
    Der gefüllte Löffel wird nur hingehalten und nicht aktiv zum Mund des Kindes geführt. Das Kind entscheidet selbst, ob es mit dem Mund zum Löffel kommt und das Essen aufnimmt.
    Schaut dazu gerne mal bei Instagram vorbei, dort habe ich ein Video dazu gepostet: Reel zu Achtsames Füttern
  • Pause machen
    Manchmal reicht es auch einfach eine kurze (oder längere) Pause zu machen und das Kind isst wieder selbstständig
  • Andere Umgebung, andere Position
    Vielleicht hilf es auch, die Position zu ändern. Anderer Stuhl, auf dem Schoß oder vielleicht auf dem Boden. Manche Kinder fühlen sich zu stark eingeschränkt, wenn sie im Hochstuhl festsitzen. Sie können sich so nicht mehr auf das Essen konzentrieren, weil die Situation zu beklemmend für sie ist.

Bei allen Lösungsansätzen ist es wichtig, auf die Kinder zu schauen. Was brauche sie gerade und wie kann ich ihnen dabei helfen und natürlich auch, was macht es mit mir? Wenn wir selbst bestimmte Lösungen nicht umsetzen können, sollten wir schauen, ob wir vielleicht jemanden haben, der in der Situation übernehmen kann.

Nie mehr Wutzerei?

Nicht immer brauchen unsere Kinder unsere Hilfe. Oft wollen sie auch selber herausfinden, wie sie die Essenskonsistenz am besten aufnehmen können. Dazu gehört auch probieren, Wutzerei machen und sich ärgern, weil es nicht klappt wie gedacht. Unsere Aufgabe ist es, wie so oft, genau zu schauen und in Verbindung mit unseren Kindern zu bleiben. Nur so können wir erkennen, ob wir einschreiten sollten oder nicht. Und manchmal hilft auch für uns nur probieren – probieren, ob das Kind nun Hilfe möchte oder nicht.