Als wir damals vor 10 Jahren unsere Ernährung umgestellt haben, hatten wir bereits 3 Kinder im Alter von fast 7, 4 1/2 und 2 1/2 Jahren. Die Entscheidung zum veganen Leben haben wir Eltern getroffen, aber die Ernährungsumstellung hat natürlich auch die Kinder betroffen. Heute möchte ich von unserem Weg berichten und damit vielleicht ein paar Möglichkeiten aufzeigen, wie die Ernährungsumstellung bei Kindern funktionieren kann.
Die Entscheidung
Fastenzeit 2014. Wir haben überlegt, auf was wir denn dieses Jahr verzichten könnten. Die Klassiker Zucker und Medien hatten wir schon die Jahre davor getestet und wollten diesmal etwas neues versuchen. Durch eine Freundin die vegan lebt, hatten wir schon seit einiger Zeit Berührungspunkte zu dieser Lebensweise. Aber wirklich intensiv hatten wir uns mit dem Thema veganes Leben und vegane Ernährung noch nicht beschäftigt. Aus damaliger Sicht dachten wir schon, dass wir uns und den Tieren etwas gutes tun, weil wir nur Bio Fleisch einkaufen. Aber das da genauso viel Leid dahinter steckt, wollten wir nicht wahrhaben. Und dann war da die Fastenzeit und ich habe einfach mal in den Raum geworfen:
Wie wäre es, wenn wir in der Fastenzeit auf tierleid verzichten?
Mein Mann fand die Idee gut, hatte aber Bedenken ob er es schafft auf Käse zu verzichten. Also dieses eine Argument, was so viele Menschen treffen, weil sie sich keine Gedanken über die Herstellung oder Alternativen machen. Ok, er ist als halber Niederländer auch etwas vorbelastet, was den Käsekonsum angeht. Aber er hat die Challenge akzeptiert und wir haben den Kindern erklärt, was unser Ziel der Fastenzeit dieses Jahr ist. Unsere Kinder haben immer mitgemacht in der Fastenzeit und, zumindest die beiden älteren, haben verstanden, dass es darum geht einen bestimmten Zeitraum lang auf etwas zu Verzichten, was man sonst gerne und ggf. auch nicht bewusst nutzt.
40 Tage Verzicht
Die Entscheidung ist nicht weit vor Beginn der Fastenzeit getroffen worden, daher hatten wir auch noch Lebensmittel zu Hause, die tierischen Ursprungs waren. Ich für meinen Teil, wollte die Idee direkt richtig umsetzen und nichts davon mehr essen. Mein Mann hat dann in den ersten Tagen die Vorräte noch aufgebraucht, denn weg schmeißen, wäre ja auch nicht die ökologische Lösung gewesen.
Unsere erste Herausforderung war, Ersatz für die gewohnten Produkte zu finden. Die klassischen Ersatzprodukte, die es heute gibt, gab es in dieser Auswahl vor 10 Jahren noch nicht. Also haben wir erstmal Tofu als Wurstersatz gekauft und Soja- und Haferdrink für den Kaffee und das Frühstück. Die Kinder (und auch wir) haben beim Naschen auch erstmal viel Verzicht geübt, denn so einfach war es nicht leckeren Ersatz zu finden. Zartbitterschokolade und ein paar Dinkelkekse gab es dann aber doch, allerdings war das jetzt nicht der Renner bei den Kindern. Aber so haben wir auch gleichzeitig unseren Naschkonsum etwas reduziert. Man soll ja immer das Positive in allem sehen.
Nach und nach haben wir gemerkt, dass einfach austauschen nicht reicht. Wir mussten umdenken und neue Lebensmittel mit dazu nehmen. Hülsenfrüchte z. B. haben wir vorher mal in Form von Kidneybohnen oder Erbsen genutzt, aber Linsen oder Kichererbsen gab es eigentlich nie auf unserem Speiseplan. Auch beim Gemüse haben wir uns geöffnet und neues ausprobiert. Nicht alles hat jedem geschmeckt, aber das ist ja normal.
Neue Rezepte finden
Wir haben dann versucht über das Internet neue Rezepte zu finden. Oft waren das aber irgendwelche hippen Rezepte mit Zutaten, für die man nur im Internet bestellen konnte oder die so teuer waren, dass sie für uns nicht in Frage kamen. Also war wieder Eigeninitiative gefragt. Neue Rezepte raussuchen und anpassen an das was da war oder gekauft werden konnte. Und mit diesem neuen Wissen, haben wir dann auch angefangen alte Rezepte zu veganisieren. Mit der Zeit wurden wir darin auch immer besser und man konnte das was auf die Teller kam auch gut essen. Wenn Du Ideen suchst, schau gerne mal bei meinen 7 vegane Frühstücksrezepte für den Familientisch vorbei, das sind alltagstaugliche, erprobte Rezepte.
Wir mussten eine Entscheidung treffen
Die Fastenzeit hat sich dem Ende zugeneigt und uns war klar, es musste eine Entscheidung getroffen werden. Wie sonst nach der Fastenzeit einfach wieder in die alten Gewohnheiten verfallen oder langfristig etwas ändern? Für mich war klar, ich kann und will nicht mehr zurück. In den letzten 40 Tagen haben wir uns natürlich auch mit den ethischen Punkten der veganen Lebensweise auseinandergesetzt und besonders der Bereich der Milchindustrie hat mich betroffen gemacht.
Zu diesem Zeitpunkt war ich seit fast 7 Jahren Mutter und habe seit 7 Jahren durchgehend gestillt. Wenn ich mir überlegt habe, wie es den Kühen geht, wenn ihnen die Babys weggenommen werden, wenn sie durch die Gier der Menschen an Mastitiden leiden und ihnen unter schmerzen die Milch abgepumpt wird, dann war klar, das kann ich nicht mehr unterstützen. Dieses Leid darf keiner Mutter widerfahren, egal ob Tier oder Mensch!
Für die Kinder war es etwas schwieriger. Sie haben in den 40 Tagen doch einige liebgewonnene Produkte (ich kann mittlerweile nicht mehr von Lebensmitteln sprechen, wenn es tierischen Ursprungs ist) vermisst. Bei unserer Tochter, die jüngste der drei, war das natürlich noch einfacher, da sie noch nicht so viele Sachen kennen- und lieben gelernt hat. Also haben wir überlegt, wie wir die Ernährungsumstellung für die Kinder langfristig gestalten können.
Ernährungsumstellung der Kinder startet
Ok, uns war klar, für die Kinder gehen wir nochmal einen Schritt zurück. Sie sollen nicht verzichten müssen und sollen Zeit bekommen, die neuen Produkte kennenzulernen. Also haben wir entschieden, vegetarischen Aufschnitt zu kaufen (vegan gab es damals echt noch keinen leckeren) und bei Süßigkeiten die Milch oder Ei enthalten eine Ausnahme zu machen, wenn es keine vegane Alternative gibt. Genauso bei Einladungen von der Verwandtschaft. Auch da durften die Kinder sich noch an den leckeren Kuchen und Torten bedienen, während wir Eltern nur bei den Alternativen zugegriffen haben. Bei unserer Tochter, mittlerweile 3 Jahre alt, haben wir aber meist entschieden was auf den Teller kommt und ihr die veganen Alternativen angeboten. Aber wer mehr Kinder hat, weiß wie schwer das ist, wenn die anderen was bekommen, was so lecker aussieht und auf dem eigenen Teller nur der trockene Kuchen liegt. Also gab es auch bei ihr, selten, aber doch immer mal wieder Ausnahmen.
Wir kamen immer tiefer in das Thema
Mit der Zeit haben wir uns natürlich auch immer besser in die vegane Ernährung eingefuchst. Und so konnten wir die Ernährungsumstellung der Kinder auch voran treiben. Wir haben immer öfter gut schmeckende Alternativen gefunden, die wir den Kinder aufs Brot oder auf den Teller bringen konnten. Auch beim Backen habe ich mich immer besser zurecht gefunden und konnte so viele Alternativen zu gekauften Sachen bieten. Gebacken hatte ich schon immer gerne, daher war das auch ein wichtiger Bereich in der Küche, den ich gut veganisieren wollte. Auch wurden wir immer besser, die “zufällig veganen” Lebensmittel im Handel zu entdecken. Denn da gab es dann doch noch einiges an Süßigkeiten, die auch ansprechend für die Kinder waren. Unterwegs dann das Wasser- oder Fruchteis anstatt der Kugel Vanilleeis. Oder das Brötchen mit eigenem Schokoaufstrich, anstatt das Schokocroissant. So konnten wir zu Hause noch in unserem ersten Jahr der Ernährungsumstellung alle tierischen Produkte verbannen und die Kinder waren zufrieden.
Zu Besuch bei der Verwandtschaft
Ich hatte es zu Beginn schon erwähnt, mein Mann ist halber Niederländer und daher gibt es bei seinen Eltern zur Brotzeit auch immer einen guten Gouda. Besonders einer unserer Jungs hat diesen Käse auch immer geliebt und noch einige Zeit bei Oma und Opa ein Brötchen mit Pflanzenmargarine und Gouda gegessen. Auch bei den Sahnetorten viel es im länger schwer nein zu sagen, als den anderen beiden Kindern. Aber das war ok für uns, denn jedes Kind ist verschieden und der Druck, der auch unbewusst, von allen auf das Kind einfließt kann schon enorm sein.
Spürbare Veränderungen
Nach einiger Zeit hatte aber sein Körper entschieden NEIN zu sagen. Nach einem Geburtstag bei Oma und Opa wo es einen leckeren Mandarinen-Sahne-Kuchen gab, ging es unserem Sohn sehr schlecht. Das lag nicht an den Backkünsten meiner Schwiegermutter, denn da hat sie echt Talent und bringt immer wieder leckere und schöne Sachen auf den Tisch. Sondern das lag an den verwendeten Zutaten. Im Kuchenboden Milch und für die Füllung natürlich viel Sahne. Schon kurz nach dem Kaffeetrinken musste unser Sohn auf Toilette und hatte sehr schlimmen Durchfall und Bauchschmerzen. Der Körper wollte sich sehr schnell des gegessenen entleeren. Ok, die ersten Gedanken gingen in Richtung Magen-Darm oder einfach zu viel gegessen. Abends war aber dann alles wieder ok. Einen Tag später, beim Resteessen passierte aber nochmal das Gleiche. Er hat Kuchen gegessen und musste danach direkt mit Bauchschmerzen auf Toilette.
Das war für ihn der Punkt, wo er keine Milchprodukte mehr zu sich nehmen wollte. Er hat selber erkannt, dass es wohl an der vielen Sahne und Milch gelegen hat und entschieden, dass er das nicht mehr will. Der Kopf hatte ihm das schon vorher gesagt, aber die Versuchung war dann die Ganze Zeit doch noch zu groß.
Fazit
Bei uns Großen, die wir vom Verständnis her ganz gut überblicken können, was unser Konsum anrichtet, war es einfach die tierischen Produkte zu verbannen. Natürlich mussten einige Gewohnheiten überdacht und auch geändert werden und bei manchen Sachen hat es auch einfach etwas Zeit gedauert, bis wir uns dran gewöhnt haben, z. B. der Haferdrink im Kaffee. Aber wenn man weiß wieso, dann dann kann die Entscheidung nur zu einem veganen Leben führen. Und manchmal können auch die Einflüsse von Außen helfen bei der Entscheidung zur Umsetzung. Entweder wie bei uns die Fastenzeit oder man nutzt den Veganuary – Home um den Start in ein veganes Leben zu Beginnen. Da muss man übrigens nicht bis zum Januar warten, sondern kann zu jedem Zeitpunkt im Jahr einsteigen.
Die Ernährungsumstellung bei den Kindern ist natürlich etwas schwieriger, da für sie die Tragweite ihrer Entscheidungen, je nach Alter, so noch nicht greifbar sind. Aber mit Zeit und dem Bewusstsein für Alternativen und den Möglichkeiten die wir haben (heute noch viel mehr als vor 10 Jahren) ist es auch für Kinder möglich eine Ernährungsumstellung ohne Verzicht erleben zu können.
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[…] Der zweite ist ein etwas persönlicher Beitrag, der aber auch viele Tipps beinhaltet : Ernährungsumstellung – So klappt es mit Kindern […]