Wenn ich an das Thema Schwangerschaft und die Betreuung in einer Kindertagesstätte denke, öffnet sich bei mir vor allem eine Erinnerung: Druck und – viele Fragezeichen. Besonders in Bezug auf die pflanzliche Ernährung im Kindergarten. Aber lest selbst wie es mir ergangen ist und was es für Möglichkeiten gibt.

Pflanzliche Ernährung im Kindergarten

Kita-Wahl in der Schwangerschaft

Wir leben in einer starken Zuzugsgemeinde im Berliner Umland, Kita-Plätze sind so wie an vielen anderen Orten in Deutschland auch ein heißbegehrtes Gut. In unserer Gemeinde ist die Anmeldung in einer Kita ab der Geburt möglich. Und dann aber bitte noch vom Wochenbett aus.

Ich war völlig überfordert damit, die „richtige“ Kita für mein noch nicht geborenes Kind auszusuchen. Wenn ich dich kleines Wesen noch nicht einmal kennengelernt habe, woher soll ich wissen, was zu dir passt, was du brauchst, wo es dir gut gehen könnte? Ich wünschte mir, ich hätte mehr Zeit mit meinem Kind zusammen gehabt, um so eine nicht unerhebliche Entscheidung zu treffen. Schließlich verbringen Kinder einen Großteil ihrer ersten Lebenszeit in Betreuungseinrichtungen und werden in ihren frühsten Schritten begleitet.

Pflanzliche Ernährung im Kindergarten

Nachdem ich keine Kriterien für mich festmachen konnte, schien es mir ein einfacher Weg zu sein, über die Möglichkeit einer veganen Verpflegung das Feld aufzurollen. Um ehrlich zu sein – ich wusste, es würde schwer werden. Dass es ein Ding der Unmöglichkeit war, war mir nicht klar. Ich habe etliche Kitas in unserem Umfeld angerufen. Eine vegane Ernährung konnte niemand realisieren – viele vermeintlich gute Argumente gegen eine vegane Ernährung meines Kindes hatte man aber sehr wohl parat. Die erhoffte Entscheidungshilfe war es also nicht.

Vier Wochen nach der Geburt reichten wir unsere Unterlagen bei der Stadt ein. Etliche Wochen und Monate gab es keine Rückmeldung. Nach einem Anruf bei der Stadt zum aktuellen Stand belächelte man mich zunächst. Schließlich hätte ich mit erst vier Wochen nach der Geburt die Unterlagen ja auch sehr spät eingereicht. Ich solle mir keine Hoffnung auf einen Kita-Platz pünktlich zum Ende der Elternzeit machen und mich lieber nach einer privaten Alternative umsehen. Okay, noch mehr Druck. Danke.

Am Ende ging alles gut, oder nicht? Gut zumindest im Sinne von: wir hatten einen Betreuungsplatz pünktlich zum Ende der Elternzeit.

Aktionismus anstatt Lethargie

Ich frage mich aber bis heute: wie kann es auch im Jahr 2023 noch so ein Riesenproblem darstellen, in der Kita eine pflanzliche Ernährung zu verwirklichen? Damit wollte ich mich nicht abfinden. Ich führte viele Gespräche mit dem Caterer, der Kita-Leitung und vernetzte mich mit anderen Eltern. Es ist mühsam und kräftezehrend. Aber Aktionismus fällt mir leichter als Lethargie. Deswegen sprach ich auch mit großen Organisationen, der Verbraucherzentrale und auch unserer Vernetzungsstelle. Die DGE als federführende Tonangeberin in der Gemeinschaftsverpflegung bewegt sich gerade – und zwar in Richtung pflanzliche Ernährung. Wenn auch vorsichtig. In unserer Vernetzungsstelle stellte ich fest, dass auch nach einer bundesweiten Abfrage durch die Mitarbeiterin wir der einzige Fall waren. Niemand sonst hat also Probleme in der Kita mit der Thema veganen Ernährung? Niemals. Aber es weiß niemand davon. Wir lassen uns zu oft auf Kompromisse ein, oder haben keine Kraft oder Idee, wie wir etwas verändern können.

Wie Du aktiv werden kannst

Deswegen startete ich im März 2023 einen Aufruf, mit der Bitte, dass sich Familien mit der gleichen Problematik an ihre zuständigen Vernetzungsstellen wenden sollen. Sie sind Schnittstelle zwischen Eltern, Trägern, Caterern und der DGE. Und haben auch viele Vorschläge und Ideen für Problemlösungen. Aber bei Ihnen kam der Bedarf einfach noch nicht an. Das können wir ändern und so auch der DGE signalisieren, dass etwas passieren muss. Wir haben es mittlerweile in das Bundesnetzwerk der Vernetzungsstellen und auf den Schreibtisch der DGE geschafft. Aber wir müssen noch mehr Präsenz zeigen und klarmachen, dass es den Bedarf und unsere Situationen gibt – nicht einmal, sondern hundertmal! Deswegen unterstütze auch Du mit einer Mail an deine Vernetzungsstelle, wenn Du

  1. Schwanger bist und bereits weißt, dass das Thema vegan/vegetarische Ernährung in der Kita problematisch werden könnte
  2. Eine vegetarische Versorgung grundsätzlich möglich ist, du dir aber eigentlich vegan wünschst
  3. Nicht einmal eine vegetarische Versorgung klappt

In unserer Facebookgruppe „Gemeinsam für eine vegane/vegetarische Verpflegung in Kita und Schule“ findest Du auch eine Formulierungshilfe. Schreib mir sonst auch gerne eine Mail und ich unterstütze Dich.

Ende April treffen sich die Vernetzungsstellen zum bundesweiten Austausch – durch den Präzedenzfall meiner Familie steht das Thema auf der Tagesordnung. Und jetzt stellt euch vor, die Liste wird immer länger…

Ich danke Euch für Eure Unterstützung!

Svenja Hartmann
svenjahartmann@live.de

 

Dieser Beitrag ist ein Gastbeitrag von Svenja Hartmann, studierte Sozialarbeiterin/Sozialpädagogin und Praxisforscherin, Inklusionscoachin und freie Dozentin, 30 Jahre alt und lebt in Brandenburg in der Nähe von Berlin, hat einen Mann, ein Kind und einen Mops. Damit die pflanzliche Ernährung im Kindergarten normal wird, braucht die Aktion von Svenja Unterstützung. Tretet der Facebook-Gruppe bei und schreibt Eure zuständige Vernetzungsstelle an. Damit Vegan das neue Normal wird!